Albert Schweitzer

Reisebericht aus dem Sanella-Album Afrika

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Seite 56

BEIM WEISSEN OGANGA IN LAMBARENE

Unsere Fahrt durch das Kongogebiet war reich an Erlebnissen und Abenteuern. Viele Geheimnisse hatten sich uns offenbart, und vieles war uns verschlossen und rätselhaft geblieben. Was war an dem Geheimnis Kongo so überwältigend und betörend zugleich? War es die verschwenderische Fülle und der Reichtum, mit dem die Natur dieses fruchtbare Gebiet des Regenwaldes überschüttete? Waren es die Zwergenmenschen, die dieses Land bevölkerten, und die so hart und grausam und doch stark und gut sein konnten? Oder waren es die Ströme, die sich überreich in den Kongo ergossen und im wilden strudelnden Lauf über unzählige Stromschnellen und Wasserfälle dem Atlantischen Ozean zustrebten? Ich kann heute nur sagen, daß es alle diese Kräfte waren, die zusammenwirkend das Geheimnis Kongo bildeten.

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Für uns wurde dieses Gebiet zum rätselhaften Herzen Afrikas. Von Leopoldville steuerten wir mit unserem Jeep, der uns bisher, ohne zu versagen, von Erlebnis zu Erlebnis geführt hatte, Lambarene zu. Die Luft war sehr heiß und feucht wie im Treibhaus und machte uns das Atmen schwer. Der Weg führte durch dichtes Urwaldgebiet, vorbei an Palmbäumen, grünen Laubhölzern und großen Papyrusstauden mit fächerartigen Blättern. Dann waren wir in Lambarene, jener kleinen unbedeutenden Urwaldsiedlung, die durch das heroische Wirken Professor Albert Schweitzers weltberühmt geworden ist. Als wir den großen Helfer der Schwarzen nicht persönlich antrafen, waren wir sehr enttäuscht. Freundlich schaute sein schlichtes Wohnhaus von einer kleinen Anhöhe über Urwald und Ogoweniederung. Das Haus war ganz aus Holz gebaut und zum Schutz gegen Schlangen und andere unerbetene Gäste auf eisernen

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Albert Schweitzer in Lambarene